SCHLANGEN 4.0

Die Gauseköte, die wichtige Verbindungsstraße zwischen Paderborn und Detmold, ist weiterhin gesperrt. In einem offenen Brief fordert Schlangen 4.0 Antworten von Verkehrsminister Wüst, wie es weitergehen soll.

Ein belastbarer und transparenter Sanierungsplan für die Gauseköte liegt offensichtlich nicht vor. Nicht nur die vielen Pendler sind alles andere als Glücklich mit der Situation. Inzwischen melden sich auch Einzelhändler und Betriebe in der Gemeinde Schlangen zu Wort, die seit der Sperrung der L937 einen deutlichen Rückgang der Laufkundschaft verzeichnen. Neben dem temporären Umsatzrückgang wird auch ein nachhaltiger Schaden befürchtet, eben dann, wenn sich Kunden erst einmal für neue Geschäfte an den Ausweichstrecken entschieden haben.

Da die Situation und Planungen für die Gauseköte so undurchsichtig sind wie eine Befahrung eben dieser Strecke an einem Herbstabend mit Nebel und Nieselregen, wendet sich Schlangen 4.0 erneut mit einem offenen Brief an Verkehrsminister Wüst (CDU) und fordert Antworten auf Fragen zum weiteren Vorgehen. Darüber hinaus erneuert Schlangen 4.0 eine Einladung an den Minister, sich persönlich vor Ort den Sorgen und Nöten der Betroffenen anzunehmen.

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Minister,

wie Ihnen bekannt ist, wurde die Gauseköte, die Verbindungsstraße zwischen Schlangen und Detmold aufgrund eines drohenden Erdrutsches gesperrt. Die für das bestehende Gefahrenpotential verantwortlichen Hangbewegungen sind bereits seit vielen Jahren bekannt, aber Maßnahmen zur Beseitigung fanden nicht statt. Dies hat nun zur Konsequenz, dass die wichtige Passstraße seit dem 25. Januar 2019 von täglich mehreren Tausend Pendlern und sonstigen Kraftfahrern nicht mehr genutzt werden kann. Für die Menschen hat dies täglich verlängerte Fahrzeiten von bis zu 30 Minuten sowie nicht unerhebliche finanzielle Einbußen durch zusätzliche Strecken zur Folge.

Erst nach großem öffentlichen Druck kam etwas Bewegung in die Angelegenheit (und nicht in den Hang). Aufgrund des milden und trockenen Winters konnte der Landesbetrieb Straßen.NRW immerhin bereits in der ersten Aprilwoche Probebohrungen durchführen. Das Ergebnis der extrem aufwendigen Bohrungen war, wie von vielen ortskundigen Bürgerinnen und Bürgern erwartet: Über dem anstehenden Fels in den Erosionstälern haben sich Flugsande in verschiedener Mächtigkeit akkumuliert. Warum zur Feststellung dieses allgemein bekannten Sachverhalts schweres Gerät eingesetzt werden musste und nicht eine einfache Klärung der Bodenverhältnisse durch den Einsatz besser geeigneter bodenkundlicher Untersuchungsgeräte erwägt wurde, können wir nicht beurteilen. 

Eines jedoch ist sicher: Die Bilder von den eingesetzten Tiefenbohrmaschinen und den vor Ort befindlichen Experten in weithin sichtbarer Schutzkleidung waren schon sehr eindrucksvoll und insbesondere medienwirksam. Damit konnte den Bürgern – zu mindestens einigen – die Brisanz der Lage sowie der Aktionismus zur möglichen Problemlösung nahegebracht werden. Ob das wirklich so ist, wagen wir allerdings zu bezweifeln, denn zielführende Maßnahmen wurden bislang nicht bekannt.   

Der Presse war lediglich zu entnehmen, dass nunmehr die Planungen zur Sanierung beginnen. Mit einem tatsächlichen Beginn der Sanierungsarbeiten sei allerdings nicht vor dem Jahr 2020 zu rechnen. Dies, obwohl das Problem und die Gefahrensituation ja bereits seit 2015 bekannt sind. 

In diesem Zusammenhang würden wir uns über die Beantwortung der folgenden Fragen freuen:

  1. Warum werden keine Ersatzmaßnahmen bis zum Beginn der Baumaßnahmen ergriffen? Ersatzmaßnahmen könnten eine Ampelregelung sein; der Einbau von Sensoren, die bei akuter Gefahr eine kurzfristige Sperrung zur Folge hätte, der provisorische Einbau von Spundwänden oder vergleichbarer Maßnahmen. Auch politischer Druck mit dem Ziel der Unterstützung durch die britischen Streitkräfte, die eine Ersatzroute zur Verfügung stellen könnten, findet nicht statt. Wie würde Straßen.NRW wohl reagieren, wenn die Situation nicht an der Gauseköte, sondern an einer vielbefahrenen Autobahn aufgetreten wäre?
  2. Wann wird es einen vorläufigen und dann einen transparenten und belastbaren Zeitplan zur Sanierung der Strecke geben?
  3. Uns drängt sich der Eindruck auf, dass schlichtweg vergessen wurde, für das aktuelle Jahr ein Budget zur Sanierung einzuplanen und daher die Sanierung in das Jahr 2020 verschoben werden musste. Ist das korrekt?
  4. In den letzten Jahren kam es auf der Gauseköte auch zu massiven Problemen mit dem Winterdienst und zu damit verbundenen Sperrungen. Ist dies bei dem Sanierungskonzept berücksichtigt?
  5. Es zeigt sich leider, dass Gewerbetreibende, Gastronomiebetriebe sowie Einzelhandelsunternehmen zunehmend Kundenrückgang aufgrund der Straßensperrung verzeichnen. Dies wird nachhaltig zu wirtschaftlichen Schäden für die Betroffenen Unternehmen führen. Wie sehen ihre Hilfestellungen für die Betroffenen in diesem Fall aus? 

Wir erwarten, dass die gestellten Fragen kurzfristig beantwortet werden und dass tatsächlich Bewegung in die Sache kommt. Es ist der Bevölkerung, der Wirtschaft und insbesondere den Pendlern nicht länger zuzumuten, finanzielle und zeitliche Einbußen hinzunehmen, nur weil ein Betrieb des Landes seine Hausaufgaben nicht professionell erledigt. 

Damit Sie sich selbst ein Bild von den Problemen vor Ort machen können, möchten wir unsere Einladung vom 8. Februar 2019 erneut aussprechen und hoffen, dass Sie den Bürgerinnen und Bürgern Gehör schenken und die Probleme und Sorgen ernst nehmen. 

Mit besten Empfehlungen

Schlangen 4.0

[Der offene Brief als PDF]

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